Fronleichnamsnachfeier in St. Otto am 21. Juni 2020
Wegen der Corona-Pandemie konnten zuerst gar keine Gottesdienste gefeiert werden, dann Gottesdienste mit begrenzter Teilnehmerzahl. Doch rechtzeitig vor Fronleichnam durften kurzfristig in Berlin Gottesdienste unter freiem Himmel zwar unter Einhaltung der Abstandsregeln, aber mit unbegrenzter Teilnehmerzahl gefeiert werden.
Die Abstandsregeln während einer Prozession zu gewährleisten erschien mir unverhältnismäßig schwierig. Es ist jedoch für die Feier des Fronleichnamsfestes auch typisch, dass die Gottesdienste unter freiem Himmel gefeiert werden. Und dies lässt sich ja in St. Otto unkompliziert bewerkstelligen: Das Gartengrundstück ist groß genug für die Abstandswahrung auch bei einer möglicherweise hohen Teilnehmerzahl, und es gibt zwei breite Zugänge.
Unser traditioneller Termin für die Nachfeier von Fronleichnam, nämlich der auf das Fest unmittelbar folgende Sonntag, wäre der 14. Juni gewesen. Auf diesen waren jedoch schon während der Corona-Beschränkungen und als noch niemand auf Fronleichnamsfeiern zu hoffen wagte, zwei Erstkommunionen gelegt worden. Nun ist die Möglichkeit einer Nachfeier von Fronleichnam ja nicht auf diesen Sonntag beschränkt, sondern sie kann an einem der auf den Fronleichnamstag folgenden Sonntage stattfinden. Der einzige noch verbleibende Sonntag vor den Sommerferien war der 21. Juni.
Und so sah es aus:
Bereits am Tag zuvor, dem 20. Juni, hatten die Pfadfinder im Pfarrgarten von St. Otto zwei Dächer errichtet für den Fall, dass es regnen würde. Die Kita hatte den Pfarrgarten mit bunten Wimpeln geschmückt. Herr Fenski hatte den Baldachin hervorgeholt und ausgebessert.
Schon früh am Morgen des 21. Juni hatte die Männergruppe Halbzeit die Altäre errichtet und Sitzbänke in den Pfarrgarten geschleppt, weil wir so die Abstandswahrung besser steuern konnten als bei einem Gottesdienst im Stehen. Herr Kaufhold hatte ein Blechbläser-Quartett engagiert. Ich hatte mich um die Prozessions-Lautsprecherbox und um die Texte an der Station gekümmert.
Kaplan Gatto war der Vorsteher der Liturgie.
Zwei Altäre waren errichtet: Ein Hauptaltar am Ende des Grundstücks und ein Statio-Altar außen an der Kirchen-Apsis. Die Prozession mit dem Allerheiligsten unter dem Baldachin wurde ausschließlich von der liturgischen Gruppe vollzogen, während die Gemeinde abstandswahrend auf den Plätzen blieb und der Prozession mit den Augen folgte. Musikalisch sorgte von der Kita-Wiese aus das Blechbläser-Quartett für Feierlichkeit.
Das Fronleichnamsfest an sich
Es geht bei dem Fest um die bleibende Gegenwart Jesu Christi im Sakrament der Eucharistie. Liturgisch ist es eine Nachfeier der Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag, die wegen der Karwoche nicht festlich begangen werden kann.
Das Fest wurde nicht, wie manche fälschlich meinen, zum Zweck der Gegenreformation eingerichtet. Sondern es ist viel älter. Es geht auf eine Vision der heiligen Juliana von Lüttich im Jahr 1209 zurück. Bischof Robert von Lüttich ordnet 1246 die Einführung eines solchen Festes für sein Bistum an. 1264 wird das Fronleichnamsfest von Papst Urban IV. für die ganze abendländische Kirche dem kirchlichen Festkalender hinzugefügt. Urban IV. beauftragte Thomas von Aquin (1227-74), den Hauptvertreter der klassischen Scholastik, die liturgischen Texte des Festes zu gestalten.
Die Fronleichnamsprozession wollte weder Polemik noch demonstrative Schaustellung sein. Eher entspringt sie der Freude daran, dass uns die Gegenwart Christi in der Eucharistie gegeben ist, und dem Bewusstsein, dass in Christus die ganze Schöpfung geheiligt ist. (Vgl. W. Dürig und A. Jungmann, Fronleichnam, Lexikon für Theologie und Kirche 4, 405-7).
Haben Sie vielleicht Lust, im nächsten Jahr mit Ihrer Gruppe eine Statio zu gestalten?
Einen Tisch aufzustellen, Bilder und/oder Blumen hinzuzufügen? Oder auch Texte oder Fürbitten für eine der bis zu 4 Stationen zu formulieren? Gebetsanliegen gibt es ja genug! Wählen Sie für eine Station ein Oberthema aus, dann fällt Ihnen bestimmt auch ein, wofür man in diesem Zusammenhang beten kann! Ich helfe gern.
Ute Rosenbach