Eine Idee der Gemeinde Herz Jesu/ St. Otto während der RKJW 2020

Corona verhindert gerade alles, was mit Gemeinschaft zu tun hat. Fahrten sind nicht möglich, Treffen der Gruppen, festliche Gottesdienste mit voller Kirche und viel Gesang.
Der ist ohnehin zum gefährlichsten Hobby der Welt erklärt worden.

Uns wird verstärkt bewusst, wie sehr unsere Liturgie von der Musik und dem Gemeindegesang getragen wird. Aber wenn man nicht mehr zum Gottesdienst geht, wann beten wir dann eigentlich noch? Mit Morgen- und Abendgebet ist es in den Familien ab Beginn der Pubertät meistens vorbei. Das Tischgebet darf auch nicht ewig dauern, sonst wird das Essen kalt. 

Wir lasen in der Biografie von Don Bosco, dem neuen Namenspatron unserer Gemeinde, dass er  seine Jungs lehrte, dreimal am Tag den Engel des Herrn zu beten. 

Wann immer Du das Morgen-, Mittag oder Abendläuten hörst: Lass alles stehen und liegen, bleibe stehen, lausche den Glocken und sprich den Engel des Herren.“

Spricht man mit Christen verschiedener Altersgruppen, bekommt man folgende Antworten:

  • Den Engel des Herrn? 
    • Den kenn ich nicht! / Wer ist das überhaupt? /  Find ich fürchterlich altmodisch!/ 
  • Warum läuten um 18.00 Uhr die Glocken? 
    • Damit man weiß wann Feierabend ist!

Das Gebet ist zu meiner Überraschung gar nicht so selbstverständlich bekannt, wie ich angenommen hatte. Deshalb ein 

Blick in die Geschichte:

Das Gebet hat eine fast 800 Jahre alte Tradition. Eingeführt um 1263, empfahl Bonaventura beim Abendläuten die Gottesmutter zu grüßen und der Menschwerdung Gottes zu gedenken. 200 Jahre später kam das Morgenläuten in Gebrauch, das ursprünglich ein Gebet um das öffentliche Wohl und den Frieden begleitete. Das Mittagsläuten entstand noch einmal fast 100 später. 

Seit dem 17. Jh. wurde unter den Jesuiten die Deutung bestimmend, dass das 

  • Morgenläuten an die Auferstehung Jesu Christi erinnere, 
  • das Mittagsläuten an sein Leiden am Kreuz und
  • das Abendläuten an die Menschwerdung Christi.

Das Angelusgebet in seiner heutigen Form wurde 1571 von Papst Pius V. eingeführt. Für Ordensleute, die nicht das lateinische Chorgebet mitbeten konnten, hatte es neben anderen Gebeten die Funktion eines regelmäßigen Stundengebets

An dieser Geschichte wird Veränderung und Entwicklung sichtbar. Das brachte uns auf die Idee, nach 449 Jahren ohne Veränderung, den Kindern ein neues Angelusgebet zu geben. Es ist ein an den Ursprung stark angelehnter Text. 

Außerdem suchen wir in Zeiten wie diesen,  in denen große Menschengruppen nicht erlaubt sind,  nach neuen Wegen, tägliche Gebetszeiten zu schaffen und uns miteinander zu verbinden. Und das Glockengeläut um 12.00 und um 18.00 Uhr ist fast überall zu hören. 

Unsere RKW und RJW Kinder  haben den Neuen Angelus im Hosentaschenformat bekommen.  Außerdem liegt der Text in beiden Kirchen aus. Sie erkennen bestimmt die Veränderungen. 

Der Engel des Herrn brachte Maria die  Botschaft:
„Siehe ich habe dich ausgewählt. Du wirst die Mutter des Herrn.“
Maria antwortete:
„Mir geschehe nach Deinem Wort.“
Und Gott ist in Jesus Mensch geworden und hat unter uns gewohnt. 
Schüttet euer Herz vor ihm aus. Er ist unsere Zuversicht.
Ps 62,8

Zu Dir bete ich in Gemeinschaft mit allen Christen der Welt:
(Sprich mit deinen eigenen Worten)

Segne und beschütze uns. Amen.

 

Wichtig war uns der Teil, in dem die Kinder mit eigenen Worten ihre Bitten formulieren, denn Beten heißt ja: ins Gespräch mit Gott kommen. 

  • „Mach, dass meine Oma sich im Himmel wohlfühlt.“ 
  •  „Mach, dass meine Mutter nicht so oft auf ihr Handy schaut.“ 
  •  „Mach, dass endlich ein Impfstoff gegen Corona gefunden wird.“ 

Mehr Kinderbitten finden Sie auf einem Plakat in der Kirche St. Otto 

Wir würden uns wünschen, dass sich in den nächsten Wochen diese Idee in unserer Gemeinde verbreitet.  Wir haben das Unsrige dazu getan, an alle Kirchorte das Hosentaschenformat verschickt und mit vielen Leuten gesprochen.  

Wenn die Glocken läuten, dann würden viele Menschen zeitgleich dieses Gebet sprechen. Es soll nicht nur alle RKW- und RJW- Kinder miteinander verbinden, sondern auch die Christen unserer Gemeinde und die Christen um den ganzen Erdball.